Dozent an der Fachhochschule?

  • Ich habe weiter über meinen längerfristigen beruflichen Werdegang (außerhalb und innerhalb der Justiz) nachgedacht und mich gefragt, ob es nicht angebracht wäre, Dozent an einer FH für Rechtspfleger zu werden. Mich würde -länderübergreifend- interessieren, welche Voraussetzungen für eine solche Tätigkeit vorliegen müssen. Ein herausragendes Examenszeugnis und gute Beurteilungen dürfen vorausgesetzt werden. Ich hoffe, dass hier einige Dozenten und vielleicht auch Verwaltungsmenschen mit entsprechendem Einblick schreiben, die dazu berichten können.

  • Mich würde -länderübergreifend- interessieren, welche Voraussetzungen für eine solche Tätigkeit vorliegen müssen.

    Wenn ich mich recht entsinne, war vor Jahren mal an der FHSV in Meißen eine Stelle ausgeschrieben. Die Bewerber mussten sich, meine ich mich zu erinnern, einem umfangreichen Auswahlverfahren unterziehen, ja sogar eine Probevorlesung geben.

    Für günstig dürfte angesehen werden, wenn sich der Bewerber bereits in juristischen Fachzeitschriften einen Namen gemacht hat. Für ihn spricht es auch, wenn er bereits über Erfahrung als Dozent (etwa bei der Aus- und Fortbildung des mittleren Dienstes) verfügt oder zum Beispiel als Prüfer in Rechtspflegerexamen eingesetzt wurde.

  • Also unsere "Dozentenanwärter" mussten probeweise Vorlesungen halten, während eine Beobachtergruppe aus Verwaltung und Fachschaft hospitierten.
    Danach wurden wir als Studenten gefragt, wie wir die Vorlesung so fanden und ob wir uns den Betreffenden als Dozenten vorstellen könnten.

  • Nun, ein herausragendes Examen kann allenfalls ein Indiz für das Vorliegen der notwendigen fachlichen Voraussetzungen sein, guten dienstlichen Beurteilungen dürfte bei Bemühungen um eine Dozentenstelle indes kaum Relevanz zukommen.

    Große Fachhochschulen beschäftigen sowohl haupt- als auch nebenamtliche Dozenten.
    Versuch doch einfach, über nebenamtliche Lehraufträge, die naturgemäß leichter zu erlangen sind als hauptamtliche oder gar Professuren, Deine methodische und didaktische Befähigung unter Beweis zu stellen - wenn Du Dich in dem Rahmen profilierst und entsprechend evaluiert wirst, stellt das sicherlich die beste Empfehlung für weiter gehende Berufungen dar.

  • Bei uns ist es glaub ich gern gesehen, dass man in der Fachhochschulverwaltung Interesse anmeldet, als Gastdozent die Übungen und Klausurbesprechungen durchzuführen, selbst Klausuren zu stellen und bestimmte Vorlesungskomplexe zu lehren, weil die eigentlichen Dozenten längerfristig ausgefallen sind. Zumindest wurde uns gesagt, dass dafür immer Leute gesucht werden und dabei auch gern auf die ehemaligen Studenten zurückgegriffen wird. Wenn dann Stellen frei sind, man sich als Gastdozent gut verkaufen kann und auch die Lehrproben und Evaluation erfolgreich meistert, steht dem Dozentendasein bestimmt nichts mehr im Wege.

  • Einige schaffen den Einstieg wenn Sie vorab im Praxisjahr bereits die Rechtspflegeranwärter unterrichten.
    Ansonsten kan nich den bisherigen (zum Thema gehörenden) beiträgen nur zustimmen.

    Zu den anderen Beitragen möchte ich sagen: Ja wir haben alle verstanden dass ihr den Themenstarter nicht besonders schätzt, aber jeder der hier eine Frage stellt hat eine ordentliche Antwort verdient. :daumenrauLangsam komme ich mir hier vor wie im Kindergarten!

    Bzgl. Abs.1 des o.g. Zitats :
    Über den o.g. Weg wurde mir vor einigen Jahren ebenfalls mal eine hauptamtl. Dozententätigkeit angeboten; allerdings ohne irgendeine vorherige Prüfung durch irgendeinen "Ausschuss" oder Anwärterbefragung.
    Musste damals das Angebot teils aus privaten Gründen ablehnen; teils aber auch deswegen , weil ich in völlig "fremden" Fächern unterrichten sollte.
    Mit Strafvollstreckungs- und Zwangsversteigerungsrecht konnte ich noch nie - zumal ohne entspr. Praxis - was anfangen.

  • Bei der FH Rotenburg an der Fulda müsstest du erstmal, wenn du Rechtspfleger bist, wovon ich ausgehe, in Thüringen oder Hessen angestellt sein. Es gibt dort nur Rechtspfleger, die vorher in einem dieser Bundesländer angestellt waren, da sie es auch bleiben, die Beförderungschancen sollen wohl auch nicht besser sein. Dann bewirbt man sich dort einfach (wie, dass kann ich nicht genau sagen). Man benötigt mindestens 2 Jahre in der Praxis in verschiedenen Abteilungen.

    Wenn alles erstmal klappt, hospitiert man 4 Wochen, in der ersten Zeit setzt man sich nochmal in die Vorlesungen und schaut, wie das so läuft, danach hält man selbst über ausgewählte Themen (die Hospitanten bekommen wohl immer diesselben Themen).

    Vllt hilft dir das ja ein wenig weiter :)

  • Bei der FH Rotenburg an der Fulda ......Wenn alles erstmal klappt, hospitiert man 4 Wochen, in der ersten Zeit setzt man sich nochmal in die Vorlesungen und schaut, wie das so läuft, .....

    In Rotenburg ging das in jüngster Vergangenheit sehr flott - in Bad Münstereifel bleibt man ewig abgeordnet

  • ..... Mich würde -länderübergreifend- interessieren,....

    Halte ich für problematisch, da die Herrschaften ja gerne wählen.... Kennt man den etwaigen Kollegen in spe noch aus seinen Studienzeiten, kann man sich besser vorstellen, ob er "passen" könnte. Das ist unabhängig von Noten und dergleichen. Das Gesamtpaket sollte stimmen.

  • 1. Die "Akademiker" lesen sehr wohl mit. Bei Realveranstaltungen tun sie auch gerne mal kund wie herrlich sie sich beim Mitlesen hier amüsieren, ein wenig in der Art des nanotransfigurator aber ehrlich gesagt netter.

    2. Zur Bewerbungsfrage:
    Hier würde ich mich zunächst klammheimlich informieren, wie das bei der auserwählten FH vonstatten geht, am besten nutzt man dazu Kontakte, die man evtl. sog. noch von der Ausbildung her hat, vielleicht gibt es einen Kollegen mit dem man sich gut versteht der einen ausbildungsnahen Verwaltungsjob hat oder man kennt noch einen Dozenten bei dem man als Studierender schon einen Stein im Brett hatte. Falls ein solcher Job schlichtweg ausgeschrieben ist kann man sich natürlich ganz normal darauf bewerben. Wenn man auf Fachfortbildungen ist, die von hauptamtlichen Dozenten geleitet werden wird auch schon mal nachgefragt, ob man nicht jemanden wüsste falls grade Bedarf besteht.

    Grundsätzlich handelt es aber (wohl Länderübergreifend) um eher handverlesene Stellen, wirklich zählt dabei nur, dass "sie" einen haben wollen, dann sind alle Formalitäten wirklich nur noch Formalitäten.


  • Grundsätzlich handelt es aber (wohl Länderübergreifend) um eher handverlesene Stellen, wirklich zählt dabei nur, dass "sie" einen haben wollen, dann sind alle Formalitäten wirklich nur noch Formalitäten.

    Letztendlich wirds darauf hinauslaufen. :daumenrau
    Wäre fast schon als Schlusswort geeignet !;)

  • Mich würde -länderübergreifend- interessieren, welche Voraussetzungen für eine solche Tätigkeit vorliegen müssen. Ein herausragendes Examenszeugnis und gute Beurteilungen dürfen vorausgesetzt werden. Ich hoffe, dass hier einige Dozenten und vielleicht auch Verwaltungsmenschen mit entsprechendem Einblick schreiben, die dazu berichten können.

    Ich habe keine Ahnung, nach welchen Kriterien die Länder die Stellen vergeben. Aber neben einer fachlichen Kompetenz benötigt ein guter Dozent (bzw. Lehrer) m.E. folgende Eigenschaften:

    1) Die Fähigkeit, anderen Menschen sein Wissen vermitteln zu können, ohne überheblich zu wirken oder sich über die Unwissenheit der Schüler lustig zu machen.

    2) Sozialkompetenz, Geduld und viel Verständnis.

    3) Einsicht, dass man selbst als Dozent nicht alles wissen kann und es immer einen gibt oder geben wird, der besser ist, als man selbst. Die Freude zu haben, wenn es dann sogar noch der eigene Schüler ist.

    -------------------------:aktenEine wirklich gute Idee erkennt man daran, daß ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien. (Albert Einstein):gruebel: ------------------------------------

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  • Wie Valerianus es sagt. Meine Signatur sollte weder Anlass für einen religiösen Disput sein noch für eine persönliche Glaubenskrise. Man muss nicht zwangsläufig Christ sein, um Matthäus zitieren zu dürfen.

    Zitat

    Ein drei Jahre alter Hase. :wechlach: Klar, dass man da genug Erfahrung hat, seinem Kollegen im Disziplinarverfahren Ratschläge zu erteilen.

    Du meinst also, man habe erst ab einem gewissen Dienstalter die Befähigung, Ratschläge an jüngere Kollegen zu erteilen? Ich sage: Ausschlaggebend ist nicht lediglich das Dienstalter sondern auch das Lebensalter, persönliche Reife, Menschenkenntnis. Du erlaubst dir hier ein voreiliges Urteil.

    Zitat

    Ich habe keine Ahnung, nach welchen Kriterien die Länder die Stellen vergeben. Aber neben einer fachlichen Kompetenz benötigt ein guter Dozent (bzw. Lehrer) m.E. folgende Eigenschaften:

    1) Die Fähigkeit, anderen Menschen sein Wissen vermitteln zu können, ohne überheblich zu wirken oder sich über die Unwissenheit der Schüler lustig zu machen.

    2) Sozialkompetenz, Geduld und viel Verständnis.

    3) Einsicht, dass man selbst als Dozent nicht alles wissen kann und es immer einen gibt oder geben wird, der besser ist, als man selbst. Die Freude zu haben, wenn es dann sogar noch der eigene Schüler ist.

    Dem kann ich mich in den meisten Punkten anschließen. Ich muss auch zugeben, dass ich noch an manchen Punkten zu arbeiten habe. An meiner manchmal fehlenden Geduld mit meinen Kollegen z.B. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnerne merke ich aber auch, dass ich gerade bei den strengen Lehrern am meisten gelernt habe. Ich wäre ein strenger Lehrer.

  • Also unsere "Dozentenanwärter" mussten probeweise Vorlesungen halten, während eine Beobachtergruppe aus Verwaltung und Fachschaft hospitierten.
    Danach wurden wir als Studenten gefragt, wie wir die Vorlesung so fanden und ob wir uns den Betreffenden als Dozenten vorstellen könnten.

    Dito. War an der FH in Schwetzingen im Jahr 2009/2010.

    Ansonsten gebe ich zu bedenken, dass die Beurteilung, ob ein Dozent gut oder schlecht ist, auch sehr vom subjkektiven Eindruck des Studenten abhängt, ebenso wie von dem Lernverhalten (auditiv oder visuell) desjenigen sowie der verwendeten Lehrtechnik.
    Im übrigen kenne ich keinen Dozenten (an der FH für Rechtspflege), der vor seiner Lehrtätigkeit noch extra ein Pädagogikstudium abgeschlossen hat, um angemessen auf die Lehrtätigkeit vorbereitet zu sein. Zur Erinnerung: Ein Lehrer hat dies mehrere Semester lang studiert. Meiner Ansicht nach kann man diese Fähigkeiten von einem Dozentenanwärter bei der FH, sei es ein Richter/Staatsanwalt oder Rechtspfleger, nicht ohne weiteres erwarten. Dennoch ist aus meiner Sicht gerade in diesem Bereich (der Lehrtätigkeit an sich) wünschenswert, wenn sich der Dozentenanwärter schon selbst fortgebildet hat, sei es z.B. auch durch Halten des Unterrichts für den mittleren Dienst.

    Und weil mir diese neue Forumssitte so schön gefällt:

    Rollt eine Kugel um die Ecke und fällt um.

  • Die fachliche Eignung mal vorausgesetzt, denke ich auch, dass Praxiserfahrung wichtig ist. Es nützt aber die längste Zeit in der Praxis und der beste Abschluss nix, wenn der Dozent nicht in der Lage ist, sein Wissen an den Mann und an die Frau zu bringen. Ich habe selbst einen Dozenten (Richter) erlebt, der ein spitzen Examen hingelegt hat, seine Vorlesungen aber so öde und eintönig waren, dass wir Mühe hatten, munter zu bleiben. Er redete eher an seinen Studenten vorbei. Damit ist auch niemandem geholfen.

    Auch sollte man es schaffen, den umfangreichen Unterrichtsstoff in die dafür knapp bemessene Vorlesungszeit so einzubringen, dass einerseits der Lehrplann eingehalten wird, andererseits auch genügend Raum für Erklärungen zum besseren Verständnis vorhanden ist. Das gelingt auch nicht jedem. Manche jagen durch den Stoff und andere verlieren sich so in Details, dass man irgendwann nur noch ein Skript zum selber nacharbeiten ausgehändigt bekommt. Auch nicht die beste Lösung.

    Zudem sollten man m. E. kritikfähig sein, denn auch als Dozent muss man erstmal Erfahrungen sammeln und wird sicher von Zeit zu Zeit besser, wenn man denn für Kritiken offen ist und sich verbessern will.

    Ob man dazu jeweils in der Lage ist, sollte man selbst einschätzen können und am besten auch das private Umfeld mal dazu befragen. Vielleicht auch mal im Privaten ein Thema probeweise vor Laien vortragen und schauen, wie dann so die Resonanz ist, wie man mit der Zeit hinkommt usw.

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