Umorientierung möglich? Ausscheiden als Rechtspfleger?

  • Hallo zusammen :)

    Ich bin derzeit etwas ratlos und verzweifelt - ich bin nun seit ca. 2,5 Jahren als Rechtspfleger tätig und kann bisher leider nicht behaupten, dass mich diese Tätigkeit glücklich macht. Ganz im Gegenteil - oft sitze ich abends zu Hause und verfluche alles. Es geht eigentlich kaum ein Tag vorbei, ohne dass mich entweder das Beratungshilfe- und Rechtsantragsstelle Publikum oder aber irgendein aufsässiger Notar innerlich zum kochen und verzweifeln bringt.

    Ich bin daher derzeit wirklich am zweifeln, ob ich mir da für mich den richtigen Beruf gewählt habe...oft ist die Verzweiflung so groß, dass ich sogar darüber nachdenke, komplett "auszusteigen" - obwohl das der letzte Schritt wäre, den ich machen wöllte. Nun bin ich seit Längerem bereits dabei herauszufinden, ob ich mich nicht innerhalb des Beamtentums umorientieren kann, weg von der originären Rechtspflegertätigkeit? Außer dem Weg zum Amtsanwalt und diesem Verwaltungsseminar an der HHFR habe ich bisher jedoch nichts gefunden :( Aufgrund meiner nicht allzu langen Berufserfahrung (und null Erfahrung im Verwaltungsbereich) scheint mir auch eine Tätigkeit in den Referaten des OLG derzeit verwehrt zu bleiben.

    Bisher konnte ich auch keine Art "Vetrauensstelle" ausfindig machen, um das Ganze dort vielleicht mal anzusprechen.

    Ich bin für jeden Tipp und Ratschlag dankbar :)

    Liebe Grüße

  • Möglich ist alles.
    Meinst du, dass generell der Rechtspflegerberuf nichts für dich ist? Hast du das denn nicht schon in der Ausbildung bemerkt?
    Oft ist es ja so, dass einem die eine oder andere Abteilung nicht liegt, dafür aber andere Sachen um so mehr. Jeder hat ja seine Lieblingsgebiete. Bist du an einem kleinen oder großen Gericht? Gab es während deiner Ausbildung im Praktikum Rechtsgebiete, die dir besonders gefallen haben? Vielleicht hilft dir ja schon ein Wechsel und du fühlst dich dann wohler?
    Wenn du gut in der Ausbildung warst, dürfte dir der Weg zum OLG oder zum Ministerium trotz geringer Berufserfahrung nicht verwehrt sein - so zumindest bei uns. Bewirb dich doch einfach auf alle Ausschreibungen, die dich interessieren, dann wirst du sehen.
    Ansonsten kannst du auch in die Wirtschaft gehen - musst aber aufpassen, dass du nicht dein Ausbildungsgeld zurück zahlen musst. Du bist ja noch nicht so lange dabei. Manche Firmen übernehmen die "Ablöse" oder du wartest noch die Zeit ab. Ob`s dir dort dann besser gefällt, kannst du nur selbst entscheiden.

  • Also zumindest die originären Rechtspflegertätigkeiten sind nicht so mein Ding...da ich an einem kleinen Gericht angefangen habe, habe ich auch bereits jede Abteilung einmal gesehen. Momentan bin ich im Grundbuchamt (das ist auch ganz okay) tätig und für Zivil nebst BerH und RA-Stelle zuständig...und das ist der absolute Horror für mich. Da mein Gericht auch nicht das Größte ist besteht auch keine allzu große Hoffnung, dass ich BerH und RA-Stelle zeitnah (in den nächsten 1-2 Jahren) loswerde...

    Beim OLG war ich bereits im Zuge von Ausschreibungen vorstellig und wurde dort mit dem Hinweis abgelehnt, dass ich nicht genug Berufserfahrung hätte. Meinen Abschluss habe ich mit 9,8 Punkten gemacht ...könnte also schlimmer sein.

    Wie ist es denn mit Umorientierungen Richtung Gemeinde - kann man sich einfach so auf eine ausgeschriebene Stelle bei einer Gemeinde bewerben oder hoffen, in einem Standesamt unter zu kommen? Laufen solche Bewerbungen auch über den offiziellen Verwaltungsweg?

    Kennt vielleicht jemand eine Stelle, die sich tatsächlich fundiert mit solchen Fragen auskennt?

  • Also zumindest die originären Rechtspflegertätigkeiten sind nicht so mein Ding...da ich an einem kleinen Gericht angefangen habe, habe ich auch bereits jede Abteilung einmal gesehen. Momentan bin ich im Grundbuchamt (das ist auch ganz okay) tätig und für Zivil nebst BerH und RA-Stelle zuständig...und das ist der absolute Horror für mich. Da mein Gericht auch nicht das Größte ist besteht auch keine allzu große Hoffnung, dass ich BerH und RA-Stelle zeitnah (in den nächsten 1-2 Jahren) loswerde...

    Beim OLG war ich bereits im Zuge von Ausschreibungen vorstellig und wurde dort mit dem Hinweis abgelehnt, dass ich nicht genug Berufserfahrung hätte. Meinen Abschluss habe ich mit 9,8 Punkten gemacht ...könnte also schlimmer sein.

    Wie ist es denn mit Umorientierungen Richtung Gemeinde - kann man sich einfach so auf eine ausgeschriebene Stelle bei einer Gemeinde bewerben oder hoffen, in einem Standesamt unter zu kommen? Laufen solche Bewerbungen auch über den offiziellen Verwaltungsweg?

    Kennt vielleicht jemand eine Stelle, die sich tatsächlich fundiert mit solchen Fragen auskennt?

    Notar? Rechtsanwalt? Erbenermittler?

    Oder muss es beim“Staat“ sein?

  • Zu meinem Beginn konnten nicht alle als Rechtspfleger übernommen werden und einer wurde Standesbeamter. Er fand das so toll, dass er nie wieder weg wollte. Könnte also gehen, wenn da eine Stelle frei ist. Ob es dein Traumberuf wird, kann dir keiner sagen.

  • Zu meinem Beginn konnten nicht alle als Rechtspfleger übernommen werden und einer wurde Standesbeamter. Er fand das so toll, dass er nie wieder weg wollte. Könnte also gehen, wenn da eine Stelle frei ist. Ob es dein Traumberuf wird, kann dir keiner sagen.

    @Mr. T - weißt du wie das bei deinem Kollegen mit der Besoldungsstufe dann war? Im Internet ist es sehr schwer herauszufinden ...man liest eigentlich immer, dass es darauf ankommt, aus welchem "Bildungshintergrund" man in diesen Job kommt.

    @Manly : Ich würde schon gerne beim Staats bleiben

  • Gerichtsvollzieher? In BW ist das dem Rechtspfleger mittlerweile gleichgestellt. Vielleicht könntest Du als Seiteneinsteiger sofort beginnen (?)
    Du müsstest dann aber vermutlich in Deinem BL kündigen und Dich hier neu einstellen lassen.
    Soweit ich informiert bin, werde geeignete Bewerber gerne gesucht. Da ging jedenfalls vor kurzem ein Schreiben von Oben hier herum.

  • Zu einer Frage von oben: Bei uns habe ich bei Standesbeamten noch keine Ausschreibung gesehen, in denen die Stelle höher als nach A8 bewertet wird. Ob da die A9 bleiben würde?

    Oder, um aus Goethes "Faust", Teil I, Zeile 2667 zu zitieren: "Nein!"

  • Ich weiß von einigen Kollegen, die zur Stadt oder einer Kommune gewechselt sind. Vielleicht einfach mal rundherum bei ein paar Rathäusern und ähnlichem anrufen und anfragen, ob es offene Stellen gibt und wie das Verfahren für dich bei Interesse ablaufen würde.

  • Aufgrund massiver Nachwuchssorgen werden nach meiner Kenntnis Rechtspfleger mit Interesse an Verwaltungstätigkeiten händeringend gesucht. Zumindest in Niedersachsen bieten die OLGs verschiedene Praktikumsvarianten an (von "Schnuppertagen" bis zum Langzeitpraktikum als Vorbereitung auf ein Verwaltungsdezernat).

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es schon eine völlig andere Arbeit ist als die originären Rechtspflegertätigkeiten. Ob man damit glücklich wird, muss natürlich jeder selbst ausprobieren. Ich jedenfalls bin zwar einerseits zufrieden damit, diesen Weg eingeschlagen zu haben, andererseits aber auch froh, "nebenbei" auch noch als "normaler Rechtspfleger" (gibt es die überhaupt? ;)) zu arbeiten (kleines Gericht).

  • Bist Du örtlich flexibel? Es gibt im Bundesdienst immer weider Stellengesuche für den gehobenen nichttechnischen Dienst. Einne Kolllegin ging damals zum Auswärtigen Amt und reist seitdem durch die Welt. In Berlin gibt es diverse Bundesministerien, bei denen hättest Du dann aber vor allem Verwaltungsaufgaben zu machen. Ist das eher Dein Ding? Auch bei uns in Karlsruhe gibt es 3 Bundes-Justiz-Behörden (BVerfG, BGH und GBA beim BGH). Guck doch mal hier: http://www.service.bund.de/Content/DE/Ste…gehobenerdienst Vielleicht ist da ja was für Dich dabei.

    Die Möglichkeit von Schmerz ist der Punkt, an dem Liebe entsteht.

  • Wie sieht es denn mit IT aus. Unsere ADV-Stelle sucht immer händeringend Leute.

    Mein Mann arbeitet als Rpfl. bei einer Gemeinde im Ordnungsamt. Ihm macht es Spaß, hat aber mit dem bürgerlichen Recht so gar nichts zu tun. Es ist eben hauptsächlich Verwaltungs- und Ordnungswidrigkeitenrecht. Es gibt bei den Gemeinden nur nicht so viele Stellen, die dem gehobenen Dienst entsprechen. Da wird mal am Anfang erst mal kleinere Brötchen backen müssen. Und so weit ich weiß, muss der Standesbeamte eine besondere Ausbildung haben. Also so ohne weiteres kann man das auch nicht werden.

    Lasst ja die Kinder viel lachen, sonst werden sie böse im Alter. Kinder, die viel lachen, kämpfen auf der Seite der Engel.
    Hrabanus Maurus


    Nach manchen Gesprächen mit einem Menschen hat man das Verlangen, eine Katze zu streicheln, einem Affen zuzunicken oder vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.
    Maxim Gorki



  • Das Hessische OLG legt keinen Wert auf Erfahrung, egal in welchem Bereich. Sonst würde ja nicht jedes Jahr der Prüfungsjahrgang abgegrast. Vielleicht hast du dich nur auf die falschen Stellen beworben.

    Internetsuche hilft bei offenen Stellen und in unserem Intranet gibt es Ausschreibungen anderer Stellen wie bspw Uni Frankfurt, Landratsämter etc.

    Wenn du es dir finanziell leisten kannst, geh studieren. Muss ja nicht Jura sein.

    "Just 'cos you got the power, that don't mean you got the right!" ((c) by Mr. Kilmister, passt zum Job)

    "Killed by Death" (ebenfalls (c) by Lemmy, passt eigentlich immer)

  • Aus welchem Bundesland kommst du bzw. wie flexibel bist du?
    Wie von Esra schon erwähnt gäbe es ja auch noch die obersten Gerichte des Bundes, beim Bundesverfassungsgericht z.B. sind aktuell zwei Stellen im gehobenen Dienst ausgeschrieben, siehe hier.

    Ansonsten wäre für mich an deiner Stelle erster Ansprechpartner des zuständige Personalreferent beim OLG bzw. der für dich zuständigen personalverwaltenden Stelle. Eigentlich sollten inzwischen alle Personalverwaltungen so etwas wie ein Personalentwicklungskonzept haben und Möglichkeiten aufzeigen können. Hilfreich ist so ein Gespräch in jedem Fall, denn selbst wenn dir seitens deiner personalverwaltenden Stelle keine Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden, so bestätigt dich dies in deinem Wechselwunsch bzw. bietet Grund, diesen zu forcieren. Wenn es gut läuft, hat der Personalreferent vielleicht was passendes - man weiß es nicht und fragen kostet nix.

    Es stand alles in Büchern, die Alten lebten noch
    Wir haben nicht gelesen, nicht gesprochen, weggeschaut, uns verkrochen ...
    No!

  • Hallo zusammen :)

    ....... ohne dass mich entweder das Beratungshilfe- und Rechtsantragsstelle Publikum oder aber irgendein aufsässiger Notar innerlich zum kochen und verzweifeln bringt.

    "Publikum" und "Notar" gibt`s überall im Berufsalltag, die heißen da nur anders.

    Evtl. fehlt es Dir noch ein wenig an Gelassenheit oder Routine ,möglicherweise ist es aber auch ein grundsätzliches Problem bei Dir ?

  • Es gibt ja auch die Möglichkeit, in Absprache mit dem OLG auf Teilzeit zu gehen und nebenbei ein anderes Studium zu machen. Das hat den Vorteil, dass Du dann die 5 Jahre Mindestzeit geschafft hättest und keine Ausbildungsbezüge zurückbezahlen müsstest.

    Ich kenne welche, die zum BAMF gegangen und dort glücklich geworden sind. Der große Einstellungsrun ist dort war zu Ende, aber oben wurde bereits zum Bundesverwaltungsamt verlinkt, wo alle Bundesstellen ausgeschrieben sind.

    Viel Glück!

  • Ich danke euch allen :) Die Internetseiten kannte ich alle noch nicht - ich konnte dort zwar noch nicht passendes finde, aber jetzt habe ich zumindest mal ein paar Plattformen an der Hand, um das im Auge zu behalten.

    Ich lebe mit meinem Partner im Main-Taunus-Kreis in Eigentum - örtlich flexibel bin ich daher leider nicht :(

    Das OLG mit seinen Referaten fand ich schon recht interessant - da werde ich es dann auch auf jeden Fall nochmal versuchen.

    Und bezüglich den umliegenden Gemeinden werde ich auch mal die Augen offen halten :)
    Wisst ihr wie in so einem Fall die Bewerbung aussähe? Auch über den Dienstweg oder "ganz normal" wie in der freien Wirtschaft?

    LG :)

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